- Artikel-Nr.: MP1001
- ISBN: 978-3-944442-62-4
- Erscheinungsjahr: 2019
- AutorIn: Jana Günther
Die Frauenbewegung als eine soziale Bewegung gilt als die Agentin der Frauenemanzipation und als Symbol des Freiheitskampfes von Frauen schlechthin. Dabei nutzten die Akteur_innen der Frauenbewegung immer auch neue Formen der Mobilisierung und des Protestes, um ihre Anliegen öffentlichkeitswirksam auf die politische Agenda zu bringen. Ein historisches und von Protestaktiven bis heute imaginiertes Bild einer Einheitlichkeit in sozialen Bewegungen wird innerhalb der Bewegungsforschung durch das Theorem der kollektiven Identität gestützt. Diese Idee impliziert denn auch, dass sich Protest aus relativ homogenen Ideen und politischen Spektren bildet. Zweifelsohne ist die demonstrative Darstellung von Einheitlichkeit und Einigkeit ein wichtiger Prozess der Mobilisierung und in konkreten Aktionsformen ein stilistisches Mittel der Protestinszenierung. Eine eingehendere empirische Analyse der frühen Frauenbewegung zeigt jedoch die Grenzen der Idee kollektiver Identitäten auf. Auf der Folie einer intersektionalen Lesart von Geschlechter- und Klassenrelationen, führt "Fragile Solidaritäten" durch die Geschichte und Diskurse der deutschen und britischen ‚ersten‘ Frauenbewegung und bietet damit einen umfassenden Einblick in das relational vermachtete Feld feministischer Bewegungsströmungen.
Rezensionen:
"Günther hat zweifelsfrei einen wichtigen Beitrag zur Verkoppelung von Bewegungs- und Geschlechterforschung vorgelegt. Der Vergleich zwischen Deutschland und Großbritannien lässt die nationalen Spezifika der Frauenbewegungen besonders hervortreten. In ihrer Darstellung des spannungsreichen Verhältnisses zwischen Klasse und Geschlecht reproduziert Günther zudem keineswegs den unsäglichen Diskurs zum Haupt- und Nebenwiderspruch, sondern macht die Komplexität und die politischen Folgen dieses eng verschlungenen Verhältnisses sichtbar."
Vincent Streichhahn in "Arbeit Bewegung Geschichte - Zeitschrift für historische Studien", Ausgabe 2020/1 (Jg. 19).
"Sie waren bürgerlich, aber nicht zimperlich. Die britischen Suffragetten erkämpften das Recht, zu rauchen, wo immer es ihnen passte, indem sie es taten. Sie sprengten Kirchen und schmiedeten Bündnisse mit russischen Anarchist*innen. Sie waren radikal, ohne in den eigenen Strukturen demokratisch zu sein. (...) Günther lokalisiert die Verhältnisse im Deutschen Kaiserreich „zwischen Repression und Aktion“ und in Großbritannien „zwischen Konstitutionalismus und Militanz“."
Jamal Tuschik, Mai 2019 im Freitag.
"Die Studie eignet sich für historisch interessierte LeserInnen, die in der ausgewiesenen Zeitspanne die Entwicklungsschritte des Feminismus nachvollziehen wollen."
Silvia Moosmaier, November 2019 in Weiberdiwan.